Bischof Feige zum Krieg in der Ukraine und zu den ökumenischen Folgen
„Es darf keine offene oder indirekte Legitimierung des Krieges durch religiöse Akteure geben“
Mit großer Sorge verfolgt der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Gerhard Feige (Magdeburg), den schonungslosen Krieg Russlands in der Ukraine und die humanitäre Katastrophe. „Ich bete für alle Menschen, die vertrieben, bedroht, verängstigt und auf der Flucht sind, und für alle Opfer der Kampfhandlungen. Ich verurteile die Gewalt und Zerstörung durch die russische Armee in der Ukraine scharf und hoffe zutiefst, dass der Krieg bald ein Ende nimmt und ein weiteres Blutvergießen verhindert wird“, erklärt Bischof Feige heute (4. März 2022).
Die Deutsche Bischofskonferenz unterhalte zahlreiche Beziehungen zu den orthodoxen Kirchen. Dazu gehöre seit vielen Jahren auch der bilaterale theologische Dialog mit der Russischen Orthodoxen Kirche, in den auch immer Repräsentanten der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchates eingebunden waren. „Wir sind uns bei diesem Dialog stets mit Respekt und Wertschätzung begegnet. Vor diesem Hintergrund hoffe ich auch, die Besorgnis über den Krieg, die Not der ukrainischen Bevölkerung und den Einfluss religiöser Argumente im Kriegsgeschehen vermitteln zu können. Es darf keine offene oder indirekte Unterstützung oder Legitimierung des russischen Krieges durch religiöse Akteure geben. Ich erhoffe mir von der Leitung der Russischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats eine deutliche Stellungnahme gegen die militärische Aggression Russlands in der Ukraine und eine Berücksichtigung der vielen Stimmen von Gläubigen, Priestern und Bischöfen in der Ukraine und in Russland, die sich für ein Ende des Krieges und die Respektierung der ukrainischen Souveränität und der Grenzen des Landes einsetzen“, so Bischof Feige. Er fügt hinzu: „In der Ukraine leiden Gläubige aller Religionen und Konfessionen unter dem Krieg, und ich sehe es als pastorale Verantwortung des Moskauer Patriarchats an, für sie Partei zu ergreifen und einzutreten.“
In diesen Tagen hat sich auch die Arbeitsgruppe „Kirchen des Ostens“ der Ökumenekommission unter dem Vorsitz von Bischof Feige intensiv mit den Vorgängen in der Ukraine und den denkbaren Folgen für das Verhältnis zwischen den Kirchen beschäftigt. Angesichts der komplexen interkonfessionellen Beziehungen zwischen der Russischen Orthodoxen Kirche, den anderen orthodoxen Kirchen weltweit, der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche und der römisch-katholischen Kirche befürchtet sie langfristige geistliche und pastorale Verwerfungen zwischen den Kirchen und ihren Gläubigen. „Die Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz und ihre Arbeitsgruppe ‚Kirchen des Ostens‘ werden sich dafür einsetzen, mögliche ökumenische Schäden abzuwenden“, so Bischof Feige.